Titel: Vietnam Bericht
Autor: Constanze Czech
Jahr: 2011
Umfang: Taschenbuch 286 Seiten, 56 in Farbe
Sprache: Deutsch
Preis: 10,- EUR zzgl. Versandkosten
Inhalt:
200 Tage Leben und Arbeiten in Vietnam.
Überwältigt vom pulsierenden Leben Hanois, verfolgt von ständigen Planänderungen und erhaben über Tollwut, Straßenverkehr und braunen Staub schreibt der Autor/ die Autorin in teils schon satirischem Ton von den Alltagsabenteuern siebzehn junger deutscher Freiwilliger, die zwischen 2009 und 2010 in Hanoi lebten.
Abseits der üblichen Reiseberichte erhält man einen längeren Blick auf den vietnamesischen Alltag, die Kultur und Wirtschaft. Auf der anderen Seite könnte man es auch das „Katastrophenbuch des Entwicklungshelfers“ nennen!
Constanze ist aber nicht nur Deutsche, Mechatronik-Ingenieurin und freiwillige Entwicklungshelferin im Rahmen des „weltwärts“-Programms – nein, sie ist eigentlich zwei – Junge und Mädchen. Als Transsexuelle steht sich einmal mehr zwischen den Stühlen und beschreibt teilweise aus beiden Perspektiven ihre Erlebnisse und ganz persönlichen Eindrücke dieser Auslandserfahrung.
Wollt Ihr mit auf die Reise kommen?
Das ist weder ein Reiseführer noch eine Abrechnung mit den ganzen aufgetretenen Problemen – eher das, was der Titel schon sagt – schlicht ein Bericht, gewürzt mit einem Quäntchen Sarkasmus und Nützlichen Informationen für Vietnamreisende zwischen den Zeilen.
Das Buch kommt direkt von der Autorin. Wenn Du möchtest, schreibe ich Dir eine Widmung hinein.
Email: constanze_czech@gmx.de
Tags: Vietnam weltwärts Entwicklungshilfe Entwicklungsarbeit Freiwillig Freiwilligenarbeit kulturwärts Bericht Reisebericht Erfahrungsbericht viet nam Hanoi Việt nam Hà Nội BMZ Entwicklungszusammenarbeit Universität Nguyen Trai University Arbeit am Goetheinstitut Hanoi und Besuch beim Rockstorm 2010 Pho Ga Transsexuell Tranny Travesti Transgender Queer der absolute Kulturschock und das nicht nur im Vietnamesisch Sprachunterricht oder beim Motorroller fahren im Verkehr schaos von Hanoi.Halong Bucht Dschunke . Ich schreibe über unsere Erfahrungen beim Karaoke und schöne Kleider Ao Dai - nicht zu verwechseln mit chinakleid Cheongsam oder Qipao aus Japan . In dem Buch kommt eigentlich alles vor - Anime Manga . Studium Wir waren dort mit KUE und nicht dem DED oder DAAD - alles deutsche entsendeorganisation mit online bewerbung auf ihren Webseite n für weitere Freiwillige
Leseprobe:
Anläßlich von 35 Jahren Westdeutsch-Vietnamesischer Zusammenarbeit (die DDR pflegte bereits seit 1952 Kontakte mit der sozialistischen Repu-blik Vietnam), wurden im Herbst 2009 insgesamt 35 Freiwillige nach Hanoi geschickt. Daß unsere Entsendeorganisation das zum ersten Mal macht, sei nur nebenbei erwähnt und ermöglicht, diverse Situationen zu erahnen, in die wir in den nächsten Monaten geraten werden. Gefördert wird die Entsendung durch das „weltwärts“-Programm des BMZ, welches Jungendlichen bis 28 ermöglichen soll, Erfahrungen im Ausland zu sam-meln, Aufbauhilfe zu leisten und vor allem den kulturellen Austausch zu pflegen. Letzterer ist auch Kern eines anderen Programms namens „kultur-wärts“. Zuvor hatte ich mich für eine Stelle beim DED beworben, kam aber nicht in die engere Wahl.
Anfang August fand im schönen Berliner Stadteil Hohenschönhausen das Vorbereitungsseminar statt. Während einer Woche machten wir uns mitein-ander und der Entsendeorganisation bekannt, unterzeichneten unsere Verträge, stellten die Visa-Anträge und lernten zusammen die ersten Brocken der vietnamesischen Sprache. Ich lernte es bereits seit einem halben Jahr. Die Abende nutzten wir, das Berliner Nachtleben zu verun-sichern, Chilli in riesigen Töpfen zu kochen oder uns bis jenseits der Nacht im Hof der umgenutzten DDR-Kinderkombination zu unterhalten, was Punkt 22:00 Uhr die Polizei auf den Plan rief – angebliche Ruhestörung. Personalien... Einen anderen Abend unterhielten wir uns in dem Raum vor dem Seminarzimmer, da dort ein Tischkicker stand – bis ein Einsatzko-mando der Polizei den Raum stürmte – sichtlich irritiert, da die vermeint-lichen Einbrecher dort im Pyjama rumsaßen, sich unterhielten und kickert-en... Offensichtlich ist man in Berlin etwas vorgespannt und reagiert lieber einmal mehr...
Die Woche ermöglichte den Freiwilligen der ersten Gruppe (17 Leute zwischen 19 und 28), sich etwas kennenzulernen. Das Seminar konnte leider nicht so grundlegenden Fragen wie die konkreten Aufgaben der Freiwilligen oder benötigtes Material klären – dadurch wurde die Reise-vorbereitung ein wenig verkompliziert und innerhalb der Freiwilligen wurde schon orakelt, daß wir vielleicht garnicht fliegen und sich die Orga-nisation nach Erhalt des, von uns für die Flugtickets vorgestreckten Geldes auflösen und verschwinden würde. Im Anschluß an das Seminar fuhr ich mit drei Freunden für 2 Wochen mit einem steinalten Wohnmobil-bus zum Campen an die Ostsee.
Unsere Gruppe kam so ziemlich aus ganz Deutschland – von Karlsruhe bis Aurich bzw. von Frankfurt/Main bis Lieberose. Vor Ort waren wir am Ende 17 Leute. Michael fuhr allein und kam einen Tag vor uns an. Mi und Kimi waren bereit knapp 2 Wochen im Lande und wohnten in einem anderen Stadtteil, da sie auch nicht an der Universität arbeiteten, an die wir kommen sollten sondern in einem Verlag. Zusammen mit mir kamen 10 Personen an – Nasim, Tina, Jessica, Teresa, Caro, Thomas, Fabian, Christopher, Adrian und Steven. Später kamen noch Agnes, Lisa, Gregor und Jana nach – sie waren zuvor auf Reisen und organisierten sich eigene Flüge. Agnes besuch-te zuvor ihre Verwandten in Ho Chi Minh Stadt. Mit der 18-köpfigen 2. Gruppe hatten wir nur von Zeit zu Zeit realen Kontakt, da sie aufgrund von Planungsproblemen nicht nach Hanoi, sondern nach ihrer Ankunft sofort nach Hai Phong gefahren wurden. Ich werde nicht Jeden mit einem Steck-brief und Lebenslauf darstellen sondern nur schlaglichtartig Details erwäh-nen, wenn es für die Situation sinnvoll scheint.
Wie stellt man sich so eine Reise vor? Ich denke mal, wir werden nach einem mehr oder weniger entspannten, sehr langem Flug von einem Betreu-er am Flughafen empfangen – zumal wir ja keine Adresse in Hanoi gekriegt haben. Anschließend werden wir uns dann wohl kurz treffen, kriegen ein paar Zettel und Pläne und werden auf die wartenden Gastfamilien verteilt. Nach einer kurzen Aklimatisierungsphase beginnen wir mit der Einarbei-tung in unser Aufgabengebiet binnen maximal einer Woche... Vielleicht wohnen wir auch in der ersten Woche zusammen in einem Gästehaus oder Wohnheim der Uni und gehen dann erst in die Gastfamilien. Diese Unsicherheit hielt mich davon ab, eßbare Geschenke einzupacken –
das wäre sicherlich zwischenzeitlich zerlaufen. Ich entschied mich klassischerweise für Bildbände von Deutschland, Halle und Sachsen-Anhalt. Weiterhin hatte ich ein paar gebrauchte Notebooks besorgt – eins für meinen Freund Quyen aus Hue, dem ich versprochen hatte, bei meinem nächsten Besuch eins mitzubringen und dann noch eins für eine unbekannte Person. Vielleicht für einen Studenten der Uni, wenn ich noch keinen Rech-ner hat. Da ich aktuell die gleiche Maschine nutze, kaufte ich spontan 2 Fujitsu Lifebook E mit 700MHz – meins hat einen 650er drin.
Und dann? Da unsere Aufenthaltszeit im Bereich von 6 bis 12 Monaten liegt, müßten wir schon zeitnah mit der Arbeit beginnen. Eine Einarbei-tungsphase von 2-4 Woche erscheint mir realistisch und unser Vietname-sischunterricht soll ja dann parallel weiterlaufen. Sicherlich werden wir am Anfang noch nicht viel drehen können aber später sollte es „flutschen“.
Im kommenden Frühjahr wird es dann wohl richtig spannend, wenn wir bestehende Projekte an die nächste Generation Freiwillige übergeben und andere Sachen abschließen werden.
Zuhause meldete ich mein Auto ab, verstaute alles, was meinen Eltern zu sehr im Weg liegen würde in der Garage, in und neben dem Mitsubishi,
den ich ungern im Garten stehenlassen wollte und setzte meine Kranken-versicherung auf „Anwartschaft“, was mir gut 100€ pro Monat sparte. Um zwischendurch wenigstens ein paar Geschäfte machen zu können und die restlichen laufenden Kosten zuhause zu kompensieren, füllte ich das Arbeitszimmer mit vorverpackten Kisten. Die verpackten Geräte und Gegenstände hatte ich zuvor alle fotografiert und mir die Daten notiert. Die Kisten tragen Nummern und Namenskürzel. Von Vietnam aus kann ich so Sachen bei Ebay verkaufen, die meine Eltern dann wegschicken, wenn ich den Geldeingang auf meinem Konto sehe.
Die Flugtickets und der Paß kamen in der ersten Septemberwoche – ich war schon unruhig geworden. Eine Adresse unserer Wohnung in Hanoi konnte man uns aber noch immer nicht nennen. Gespannt, etwas nervös ob der ganzen ungeklärten Punkte und froh, endlich wieder in Vietnam zu sein, ging ich auf die Reise.
Mittwoch 07.10.2009 – 026
Zuhause Tag der Republik – hier nur sonnig, heiß und staubig. Komme heute schlecht in die Gänge, hoffe aber, ich bin über den Berg mit meiner Erkältung. Zum Frühstück wässrigen Thunfisch und zwei Brötchen, die scheinbar eine Art Abprodukt vom 1989 aufgelösten VEB Gummiwerke Elbe waren. Heute ist vor- und nachmittags Vietnamesischunterricht geplant. Linh fragt mich, ob ich ihr beim Übersetzen eines Textes helfen kann und nach einiger Zeit frage ich, woher diese merkwürdigen Sätze stammen – es ist „Mein Kampf“ von Adolf Hitler. Keine Ahnung, wozu die das hier brauchen.
In der Mittagspause fahre ich nach Hai Ba Trung, nach einem Thermometer suchen und bei der HUT (Trường Đại học Bách Khoa, technische Universität) gucken, ob ich meinen alten Bekannten antreffe, und ob sie ggf. eine Arbeit für mich haben, da ich mitlerweile bezweifle, daß es unsere Organisation nochmal schafft, uns halbwegs auszulasten (abgesehen davon, daß die NTU-Studenten irgendwie keinen Bock auf uns haben!) und auf dem Rückweg in Hoan Kiem Geld tauschen und Leonas Kleider abholen. Mein Bekannter war nicht da aber ich hinterließ nach einem Gespräch im Büro meine Karte und ließ mir seine Handynummer geben. Kein Thermometer bekommen. Die einzigen Thermometer, die ich sah, waren Fieberthermometer oder so bunte, beleuchtete Kitschbilder aus China mit einem digitalen Thermometer und Kalender im Rahmen. Beides ungeeignet!
Vor der NTU erstmal einen Kaffee zum Mittag. Ums Essen bin ich durch meine Fahrt irgendwie geschickt drumherum gekommen. Nachmittags vietnamesisch: ein Dialog „Verabredungen treffen“ und nach der Uhrzeit fragen + antworten. Abends wieder kein Internet.
Fahrradkauf mit Fabian – ich habe das Gefühl, daß es jedes Mal etwas komplizierter wird, obwohl es der gleiche Laden ist. Nebenan zerkloppt die Verkäuferin Hundeköpfe mit einem Stück Muniereisen und einem Holzklotz. Zahnsplitter fliegen zu uns herüber und es riecht nach Geräuchertem. Der Rest der Hunde und die kleine dicke Katze, die dort noch heute morgen hing wurden schon verkauft und nun kauft ein junger Mann eine Tüte zertrümmerte Köpfe. Aufgrund spontanen Appetits kaufe ich 1Kg rote Weintrauben bei einer fahrenden Händlerin, die im Laden Luft pumpen läßt. Wir unterhalten uns mit den Obsthändlerinnen und den Jungs von der Fahrradwerkstatt. Caro und Teresa schleifen mich später zum Friseur um die Ecke von unserem Haus, da meine Haare an den Enden mittlerweile sehr kaputt sind. Für mein Dafürhalten schneidet sie viel zuviel ab (gut 10cm an einigen Stellen!) und macht leichte Locken hinein – sehr ungewohntes Gefühl aber leicht und weich. Die Mädchen mögen es aber. Zuhause geht Teresa nochmal mit dem Glätteisen drüber und sie fühlen sich wieder etwas länger an. Tina beklagt auch, daß ihr etwas zu viel abgeschnitten wurde aber ich finde, es sieht nicht schlecht aus. Trotzdem irgendwie vietnamesisch. Fabian präsentiert seine mitgebrachte Spätzlepresse. Er meint, als echter Schwabe kann er nicht ohne Spätzlepresse aus dem Haus gehen. Klang überzeugend. Sehr lange (->02:00) Diskussion mit Fabian, Thomas und Teresa – aber cooler Inhalt. So ein Altarraum im obersten Stockwerk ist ein chilliger Ort für solche Gespräche. Der Himmel färbt sich von goldgelb nach rot, rosa und anschließend tiefes violett aber das alles binnen einer knappen Dreiviertelstunde, dann ists duster.
Mittwoch 24.03.2010 – 194
Abreisetag!
Aufstehen 05:45. Wetter wie gehabt, man schwitzt vom Rumsitzen – auch im Dunklen ohne Sonne. Duschen und den letzten Rest einpacken, Gepäck runterschleppen, einen Tee aufbrühen. Jessi läuft rum. Sie muß um 06:50 an der Fremdsprachen-Uni sein – zusammen mit Nasim, Thomas, Caro und Teresa. Teresa kommt pünktlich mit dem Motorrad. Thomas und Nasim sind offline und reagieren auch nicht auf Rütteln. Caro will mit uns zum Flughafen kommen und eine Freundin abholen. Tina steht auf und packt. Sie sieht arg zerknautscht aus. Ich rede Jessi und Teresa zu, daß wenigsten sie zur Arbeit gehen und die Studenten nicht warten lassen. Sie gehen. Steven läuft rum und ich verabschiede mich von ihm und Gregor.
Ich laufe vor zur Baustelle und warte auf den Ford Everest, der uns abholen soll. Er hält oben auf der Duong Buoi und ich muß dem Fahrer, der nur vietnamesisch versteht, erklären, daß wir viel Gepäck haben und er bis vors Haus fahren soll – es klappt, ist aber nervig.
Einladen, Auto wird gut voll. Keine Spur von Caro – Tina ruft sie an. Ihr Xe Om Fahrer ist total langsam. Mit 12 Minuten Verspätung geht es los in Richtung Flughafen Noi Bai. Die Hauptstraße dahin bekommt grade eine neue Asphaltdecke und der schon sehr dicke Berufsverkehr staut sich ewig – im Schrittempo geht’s weiter und ich werde langsam panisch. Kurz vor 9 kommen wir an. Menschen über Menschen. Keine Zeit und keine Koffer-wagen in Sicht. Schwitzen, Panik. Wir schieben unsere Gepäckberge die lange Schlage bis zum Vietnam-Airlines Schalter und wollen das Gepäck einchecken. Als wir die Pässe hingeben, will sie unbedingt unsere Tickets haben. KUE hat uns auf Anfrage mehrfach versichert, daß wir keine Tickets brauchten, sondern nur mit unseren Pässen zum Schalter gehen müßten. Wir haben keine Tickets und geben ihr die alten Bögen mit den E-Ticket-Nummern hin -> auch nichts. Wir sind nicht mit auf der Passagierliste nach Bangkok und können nicht einchecken. Ich laufe zum Vietnam-Airlines-Infostand (4 Plätze, einer besetzt) und dann rennt die Frau auch noch für ein paar Minuten weg oder reagiert eher auf andere Leute, die später kamen! Ergebnis: Wir haben für heute keinen Flug gebucht und können Hanoi nicht verlassen! Man lasse sich dies mal einen Moment auf der Zunge zergehen – zumal ohne Dong und mit allem Gepäck!
Caro läuft herbei. In fünf Minuten schließt das Gate. Wir rennen zurück zum Checkin – sie überlegen, ob sie uns erstmal so mitnehmen können – sagen aber, daß wir nur 20 Kg Gepäck pro Person mitnehmen können. Nach weiteren 5 Minuten Diskussion ist nichts mehr zu machen und wir müssen rumdrehen. Während Caro nach der Ankunft ihrer Freundin sucht, stehe ich mit leichtem Schwindelgefühl und apathisch dreinschauend neben dem Gepäck. Tina sagt garnichts mehr und atmet stark. Die Frau von Vietnam-Airlines kommt nocheinmal vorbei und sagt, wir sollen zurück nach Hanoi fahren und in einem Reisebüro neue Flüge buchen. Der Boden scheint unter mir zu schwanken. Ich fühle Schwindel, Hitze und ein Angstgefühl. Tina bricht in Tränen aus und läuft hinaus. Wir gehen alle raus – auch wenn es da nicht kühler ist, gibt es doch ein wenig mehr Luftbewegung als im Gebäude. Tina sitzt an der Wand, weint und reagiert nicht mehr. Caro versucht, uns beide zu trösten, aber für diese Exception habe ich noch keinen Handler und so stehe ich eine ganze Weile einfach wie abgestürzt da. Irgendwann beginnt das Gehirn dann, zumindest den Weg wieder zu sehen und ich überlege, ob ich in meinem aktuellen Zustand in der Lage wäre, jemanden, der sich eine Tasche von unserem Gepäckhaufen schnappt und damit wegrennt, verfolgen zu können. Und ich fürchte, man sieht es mir auch an. Ich gehe zurück zum Schalter und frage nach den Tickets vom Originalabflugtag (28.03.2010). Die Frau schaut ins System und sagt, wir hätten diesen Flug vor einiger Zeit storniert. Wir haben nun gar keine Tickets und KUE ist weit weg und schläft im Moment noch.
Als Tina sich soweit beruhigt hat, daß sie wieder sprechen kann, ruft sie Linh an und erzählt ihr in Stichpunkten von unserer Katastrophe. Linh ist einigermaßen irritiert bis entsetzt, daß wir nicht im Flugzeug sitzen. Wir schleppen das Gepäck hinunter ins Erdgeschoß und starren vor uns hin, weiterhin ohne klare Gedanken fassen zu können und warten auf Caros Freundin. Ich habe heftiger werdende Bauchschmerzen und kann kaum stehen – echt erstaunlich, wieviel Energie man bei so etwas verbraucht!
Zu viert geht es hinaus. Wir ordern ein Großraumtaxi, welches nun auch gut voll wird für 250.000 bis zur Doi Can. 1 Km vom Flughafen entfernt hält der Fahrer plötzlich, erklärt etwas (später erkenne ich das Wort „Bild“ und fährt zurück zum Flughafen. Die Taxidispatcherin hat ihn angerufen – Tina hat das zusammengerollte Bild vergessen. Nach Ha Noi – fast so spannend wie bei unserer Ankunft – jetzt nach dem Abschied. Caros Freundin erzählt von Taipei, wo sie gerade 2 Wochen war – es ist beruhigend und schön, solche Sachen zu hören. Caro war unsere Rettung, da sie genug Geld für das Taxi dabei hatte. Wir dirigieren es bis vors Haus. Tina und ich springen raus und Caro fährt mit ihrer Freundin weiter zu sich nach hause. Der Fahrer verlangt dafür 50.000 extra – also 300. Völlig erschöpft duschen und erstmal kurz hinlegen. Die Nachbarn aus dem Rohbau tratschen und beobachten uns. Ich schleppe mein ganzes Zeug wieder hoch. Gregor hat meine Matratze zu einer Kiffercouch umgebaut und da der Boden an der Stelle vorher nicht geputzt wurde, ist sie nun beidseitig ziemlich dreckig – ich ärgere mich – immerhin hatte ich es ja geschafft, die teure Matratze mehrere Monate in Ordnung zu halten. Mein langes Ethernetkabel ist auch weg.
Ich beginne, mein Gepäck zu entpacken und zu sortieren. Gegen halb 1 fahren wir (Tina, Gregor und ich) mit seiner Maschine zur NTU. Im Büro ist Lan und ein neuer, junger Mitarbeiter, der in Clausthal BWL studiert hat. Er heißt Huy. Linh ist mittag essen. Wir versuchen, in Deutschland einen von KUE zu erreichen (05:00) und diskutieren das Problem. Ich klingele Vati aus dem Schlaf und sage, Mutti soll später mal mit KUE Kontakt aufnehmen.
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